Der Hauptbahnhof Zürich ist der grösste Bahnhof der Schweiz: Was sich hinter den Kulissen befindet, bleibt für die Pendler unsichtbar. Doch etwas anderes faszinierte am stärksten.
Die steile Wendeltreppe wirkte auf einige zuerst etwas abschreckend. Doch wer den Aufstieg auf sich nahm, wurde belohnt. Die Stufen führten an einen Ort, den die meisten der Anwesenden wohl nur einmal im Leben betreten würden. Der Gewerbeverein Opfikon-Glattbrugg hatte zu einem Blick hinter die Kulissen des Hauptbahnhofs Zürich geladen. Wer kam, wurde mit einer besonderen Aussicht vom Dach des 1871 eröffneten Hauptgebäudes belohnt. Einige Gewerbler schienen gar nicht mehr heruntersteigen zu wollen. Wie zu vernehmen war, stellte die Aussicht von hier oben im wahrsten Sinne des Wortes der Höhepunkt der Führung dar.
Führung startete in Stadttunnel
Begonnen hatte alles im Untergrund. Ein etwas versteckter Eingang neben den Rolltreppen beim Sihlquai zum Tiefbahnhof Museumsstrasse führt in einen Inforaum der SBB. Dieser befindet sich in einem Tunnel, der ursprünglich einmal für die Stadtautobahn – früher als «Y» bekannt – gedacht war, erklärte Bahnhofreferent Peter Möbus, der die Führung übernommen hatte. Der Rohbau existiert nun seit bald 30 Jahren und war vorsorglich beim Bau des S-Bahnhofs Museumsstrasse angelegt worden. Wenn es nach den Plänen des Zürcher Tiefbauamts geht, soll er als Velotunnel umgenutzt werden. In absehbarer Zeit wird er für den Autoverkehr wohl nicht benötigt.
Zusätzliches Gewicht
Nach einer Einführung ging es mit Möbus, ausgebildeter Lokführer, durch die Passage Sihlquai in den 2017 eröffneten Bahnhof Löwenstrasse. «Wir befinden uns hier etwa acht bis zehn Meter unter dem Grundwasserspiegel», erklärte der Bahnhofsreferent. Dies sei während des Baus eine Herausforderung gewesen. Die Perrons stehen auf zwei Meter dicken Bettonplatten. Die Idee dahinter: Mit dem zusätzlichen Gewicht soll verhindert werden, dass der Bau Auftrieb erhält. Beim Bahnhof Museumsstrasse hatte man in den 80er-Jahren für denselben Zweck grosse Erd-Anker, so Möbus.
Lieferanten haben wenig Zeit
Nicht nur der Fahrplan ist am Hauptbahnhof gedrängt, auch die Lieferanten müssen sich hinter den Kulissen an enge Zeitabstände halten. Bei der Anlieferung darf die Umschlagsdauer höchstens 30 Minuten betragen, wie ein Aushang unmissverständlich erklärt. Eine Ausnahme bildet die Migros, deren LKW-Anhänger länger in der Garage stehen darf.
Nach einem Einblick in die Lüftungsanlagen ging es für die Gruppe wieder an die frische Luft: Ein Schlusspunkt, den die Gewerbler am stärksten zu faszinieren schien. (pw.)