Verkehrskreisel sind durchaus beliebt, weil das Vorwärtskommen ohne Lichtsignale meist schneller geht. Für Velofahrer bedeuten Kreisel aberein grösseres Unfallrisiko. Eine Neuerscheinung beleuchtet vor allem den künstlerischen Wert vieler Kreisel, darunter auch jene in Küsnacht.
Ampeln oder Kreisel? In der Schweiz und auch im Kanton Zürich liegt die Variante mit Lichtsignalen weit vor jener mit Rechtsverkehr und Vortrittsrecht auf dem Kreisel. Dabei bieten Kreisel einige Vorteile. Sie sind «verkehrsdemokratisch», und meist geht es schneller voran. Zudem fällt die teure Lichtsignaltechnik weg. Aus Sicht des Veloverkehrs hingegen sind Kreisel überaus gefährlich, hier passieren statistisch gesehen fast am meisten Unfälle. Aktuell läuft deswegen in Zürich eine Präventionskampagne. Das Ziel: alle Verkehrsteilnehmer darüber informieren, dass Velofahrer einspuren und dann in der Mitte der Kreiselfahrbahn pedalen sollen. Dass dazu einiges an Mut nötig ist, versteht sich von selbst.
Als erster Kreisel weltweit gilt jener von 1899 in Görlitz an der deutschen Grenze zu Polen. In der Schweiz hatte der Kreisel 1935 in Zollikon seine Premiere. Mittlerweile gibt es schweizweit über 3000 Kreisel, davon etwa 220 im Kanton Zürich. Viele der Kreisel haben eine Gemeinsamkeit: In der Mitte steht ein mehr oder weniger schönes Kunstwerk. Ein eben erschienenes Buch widmet sich diesen Werken. Laut «Kunst im Kreis» lassen sich Kreisel in fünf Kategorien unterteilen: Naturkreisel (ausserorts, möglichst naturbelassen), Heidi-Kreisel (Blumen und farbige Steinchen als Wappen), Objekt- und Werbekreisel (Industriewerbung, historische Gegenstände), technische Kreisel (schwierige Verkehrssituationen) sowie Kunst- und Designkreisel (Resultat von Wettbewerbsverfahren und philosophische Anknüpfung an die Bedeutung eines Ortes).
Für den Autor Hanspeter Buholzer ist klar: «Nach Zeiten immer vollerer Strassen und Staus brachten Kreisel wieder Fluss in den Verkehr und mit ihren Gestaltungen die Einladung, Perspektiven zu wechseln und die Schönheit im Wechselspiel von Bewegung und Stillstand zu entdecken.» Doch in der Realität sind besagte Kunstwerke oft gewöhnungsbedürftig oder schon fast hässlich. In der Fachwelt und beim Publikum anerkannte Künstler haben fast nie Kunstwerke an diesen lärmigen Orten realisiert. Und trotzdem: Welcher Künstler kann schon damit punkten, dass sein Werk so stark beachtet und im Mittelpunkt steht? Was für einige den Gipfel der Belanglosigkeit darstellt, sorgt bei anderen für Begeisterung. Die Meinungen sind so verschieden, wie die Szene vielfältig ist. Dabei darf das Kunstwerk aber nicht allzu auffällig sein. Denn sonst wird der Automobilist zu sehr abgelenkt.
Im beschriebenen Buch werden immerhin 573 Kreiselkunstwerke in 376 Gemeinden und Städten vorgestellt – darunter auch solche in Küsnacht, aber auch im Glattal, beispielsweise in Kloten und in Opfikon. Kurzum: Als Schmökerobjekt vor allem für Autofans ist das Buch eine durchaus lohnenswerte Investition.