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Von Ägypten bis nach Küsnacht

Erstellt von Laura Hohler |
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Die Küsnachterin Henriette Bornkamm ist Autorin und Regisseurin mehrerer Dokumentarfilme. Das deutsche Fernsehen hat kürzlich ihr Projekt «Die Kirchenrebellinnen. Maria 2.0 kämpft» gezeigt. Sie schenkt darin engagierten Katholikinnen Gehör.

Henriette Bornkamms filmische und akademische Karriere hat sie weit um den Globus gebracht. Die gebürtige Freiburgerin studierte Psychologie, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und Kamera in Strasbourg und Berlin. «Berlin war Ende der 1990er-Jahre eine pulsierende Kunststadt», sagt Bornkamm. Ihr ganzer Freundeskreis sei damals dorthin gezogen. Nach kurzer Zeit in Strasbourg folgte sie ebenfalls in die deutsche Hauptstadt. In Berlin ist sie erstmals mit der Filmszene in Berührung ­gekommen.

Lehrauftrag in Kairo

Nach ihrer mehrfach ausgezeichneten ARD-Reportage «Weil ich länger lebe als Du», beziehungsweise fünf Jahre nach ihrem Studium, ging Bornkamm für zwei Jahre nach Ägypten, wo sie als Lehrbeauftragte im Studiengang «Media Design» an der Deutschen Universität in Kairo arbeitete und Film unterrichtete. «Ich kam, kurz nachdem Mubarak abgesetzt wurde und habe die Anfänge des Arabischen Frühlings hautnah miterlebt», so Bornkamm, die 2011 bis 2013 in dem nordafrikanischen Land lebte.

Nachdem sie ihr erstes Kind auf die Welt gebracht hatte, nahm sie eine Doktoratsstelle an der Universität Zürich an und zog mit ihrem Mann in die Schweiz nach Küsnacht. Mittlerweile lebt sie seit sieben Jahren dort und fühlt sich wohl in der Seegemeinde, in der auch ihre beiden Kinder in die Kita und zur Schule gehen. An der Universität widmete sie ihr Dissertationsthema dem frühen ägyptischen Film. Ihre Zeit in dem arabischen Land habe auch ihre akademische Arbeit stark geprägt, so die Regisseurin. In ihrem Forschungsprojekt mit dem Titel «Die transnationale Produktion, Distribution und Rezeption der ersten ägyptischen Filme, die nach Europa gelangten» betrachtete sie ägyptisches Filmschaffen der 1920er- und 1930er-Jahre.

Henriette Bornkamms Kindheit und Jugendzeit waren geprägt von einem durch Religion strukturierten Alltag. Als Tochter eines evangelischen Pfarrers lebte sie mit ihrer Familie im Pfarrhaus und war stets in das soziale Leben der Kirchengemeinschaft involviert. «Bei uns klopften ständig Leute an die Tür», erzählt Bornkamm. Manchmal sei dies auch anstrengend gewesen, da man kaum Privatsphäre hatte.

Auch heute ist Bornkamm noch religiös, jedoch nicht im streng kirchlichen Sinne. In ihrem aktuellen Dokumentarfilmprojekt «Die Kirchenrebellinnen. Maria 2.0 kämpft», das sie zusammen mit der mehrfach prämierten Filmemacherin Heike Fink realisierte, thematisiert sie die umstrittene Stellung der Frau in der katholischen Kirche. Bornkamm zeigt darin Frauen, die sich der männerdominierten kirchlichen Doktrin widersetzen und sich als Amtsträgerinnen der römisch-katholischen Kirche sehen – auch wenn dies von Rom aus nicht geduldet wird.

«Gedreht haben wir in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfahlen», so die Regisseurin. Kürzlich wurde der Dokumentarfilm im deutschen Fernsehen gezeigt. Schon 2011 habe sie die Idee zu dem Film gehabt, das Projekt sei dann aber acht Jahre herumgelegen, bis sie es zusammen mit einer Produktionsfirma verwirklichen konnte.