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Von Albträumen bis zur Formel für Covid

Erstellt von Laura Hohler |
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Maturandinnen und Maturanden der Kantonsschule Küsnacht stellten kürzlich am sogenannten «Kulturtag» ihre Abschlussarbeiten vor. Wegen Corona selbstverständlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Der «Küsnachter» war aber mit dabei.

Für die Schülerinnen und Schüler der 6. Gymnasiumsklassen der Kantonsschule Küsnacht war der vergangene Donnerstag ein besonderer Tag. Nach ­monatelangem Vorbereiten konnten sie ihren Lehrpersonen sowie den Kolleginnen und Kollegen der 5. Klassen ihre ­Maturarbeiten präsentieren. Die Blöcke dauerten rund 45 Minuten – davon 15 Minuten Präsentation, der Rest der Zeit war jeweils für Fragen reserviert.

Der Kulturtag – so wird dieser alljährliche schulische Höhepunkt in Küsnacht genannt – musste dieses Mal unter Corona-konformen Bedingungen stattfinden. «Natürlich tragen alle Anwesenden Masken. Pro Raum sind ausserdem nicht mehr als 16 Personen erlaubt», sagte die Prorektorin Sandra Pitel. Auf diese Weise könne man genügend Abstand halten, auch würde man regelmässig lüften. «Und dieses Jahr können jeweils nur Schülerinnen und Schüler von einer 5. Klasse zusammen in einem Zimmer zusehen», so Pitel weiter. ­Damit könne man vermeiden, dass sich die verschiedenen Klassen vermischten. Familien mussten zu Hause bleiben. Normalerweise hätten abends weitere Aufführungen mit Film und Musik stattgefunden.

Albträume im Comic verarbeitet

Der 18-jährige Maturand Neil Stadler litt als Kind an «übelsten Albträumen» wie er den Anwesenden selbst erzählte – «ich frass diese Angst damals in mich hinein». Irgendwann sei er psychisch vollkommen am Ende gewesen. Um dieses Kindheitstrauma kreativ zu verarbeiten, hat der Schüler seine Maturarbeit diesen Ängsten gewidmet. Mit einem selbstgezeichneten Comic namens «Insomnium», das lateinische Wort für Schlaflosigkeit, zeigte er die Monster, die er als Kind in seinen Traumwelten gesehen hatte.

In Form von losen Papierbilden, konnte man einen Einblick in seine Psyche gewinnen. «Kurz gesagt, handelt die aus fünf Episoden bestehende Geschichte von einem namenlosen Jungen, der von Albträumen geplagt wird», berichtete Stadler, der in Zumikon zu Hause ist. Manchmal befinde sich der Protagonist in der Traumwelt, manchmal aber auch in der Realität. Die Bilder waren sowohl in Farbe als auch in Schwarz-Weiss gehalten. Nach jeder Traumepisode – sehr eindrücklich dargestellt – wacht der Junge verängstigt und schweissgebadet auf, da er von den Monstern gejagt wurde. «Kurz bevor der Protagonist von der schwarzen Macht aufgefressen wird, wacht er auf», berichtete der Schüler.

Erst als sich der Junge seiner Angst gestellt habe, sei er von ihr befreit worden. «Am Schluss besiegt der Protagonist alle Monster.» Dies sei auch die Motivation, welche Stadler mit seinen Mitschüle­rinnen und Mitschülern teilen möchte. «Stellt euch euren Ängsten, lasst euch nicht von ihnen unterkriegen», so der ­Maturand.

Für seine sehr zeitintensive Arbeit erhielt Neil Stadler sehr positives Feedback. Es sei sehr mutig gewesen, dass er sich seinen Ängsten in dieser tiefgründigen Art und Weise gestellt habe, sagte eine ­anwesende Lehrerin. Auch fragte man Stadler wie er die Nacht zuvor geschlafen habe, worauf er mit «sehr gut» ant­wortete.

Corona-Schweiz als Fallbeispiel

Die Maturarbeit von Basil Frei aus Küsnacht unterschied sich deutlich von derjenigen seines Mitschülers. Der Maturand einer Immersionsklasse – einer zweisprachig geführten Klasse in Deutsch und Englisch – hielt seine mathematisch-wissenschaftliche Arbeit in fehlerfreiem Englisch. Der 18-Jährige widmete sich dem Thema der «Mathematic Epidemiology», also dem mathematischen Aspekt der Epidemiologie und betrachte dafür die Schweiz als Fallbeispiel während der Corona-Pandemie.

Dafür setzte er sich mit diversen Formeln, analysierten Daten, Risikofaktoren und wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema Covid-19 auseinander. Auch gelang es ihm, sich mit einem Corona-Taskforce-Mitglied zu besprechen für seine Arbeit.

Seine grosse Faszination für Mathematik sei vor rund fünf Jahren entfacht, als ihn einer seiner ehemaligen Sekundarlehrer für platonische Körper begeistern konnte. «Deswegen war für mich klar, dass sich auch meine Maturarbeit der Mathematik widmen muss», erzählte Frei. Den zukünftigen Maturandinnen und Maturanden gab er noch einen wichtigen Tipp mit auf den Weg. «Beginnt mit eurer Arbeit früher, als ich es habe», sagte der Schüler scherzhaft.

Sehr bald ist die Schulzeit dann für alle zu Ende. Im Sommer müssen die Jugendlichen noch ihre Prüfungen schreiben, dann geht es hinaus in die Welt. An diesem Kulturtag aber gab es vorerst noch weitere interessante Vorträge – zu Themen wie «Blackout – Ausdauersport am Limit», «Covid-19 in sieben Kurzgeschichten» oder «Jung – ein Film».