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Weihnachtszauber in Küsnacht mit Yen Hans «Nussknacker»

Erstellt von Isabella Seemann |
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Der «Nussknacker» gehört zur Vorweihnachtszeit wie Zimtsterne, Glühwein und Kerzen. Yen Han bringt Tschaikowskys Ballett mit ihrem Dance Center in Küsnacht auf die Bühne. Heisst prachtvolle Kostüme und ein hohes tänzerisches Niveau – auch dank Henrik Meier und Yara Thöni in den Hauptrollen.

Rund um den Globus proben Balletttänzerinnen und -tänzer derzeit für die vorweihnachtlichen Aufführungen des «Nussknackers». Die Magie der mehr als 130 Jahre alten Geschichte bleibt ungebrochen. Tschaikowskys Ballett nach der Erzählung von E.T.A. Hoffmann garantiert in grossen Opernhäusern und auf kleinen Dorfbühnen volle Zuschauerränge. Die Geschichte der jungen Clara, die einen Nussknacker geschenkt bekommt, der sich in einen Prinzen verwandelt und sie in fantastische Welten entführt, ist fast so bekannt wie «Heidi».

Das Reich des Yen Han Ballet

Auch in einem unscheinbaren Industriegebäude in Küsnacht laufen die Vorbereitungen zur alljährlichen Aufführung des populären Ballettstücks auf Hochtouren. Das oberste Stockwerk ist das Reich der Yen Han Ballet Productions. Auf dem Boden eines Ateliers türmen sich die schneeweissen, mit Pailletten bestickten Tutus der Schneeflocken sowie die farbenprächtigen Röcke der Blumen. An den Garde­robenstangen hängen die Kostüme der Zinnsoldaten und Mäuse, Harlekine und Feen, Haremsdamen und Kosaken.

Während sich die Abenddämmerung über die Stadt am Zürichsee senkt, wehen Eleven durch den hell erleuchteten Saal. Die Arabesques wiederholen sich in der Spiegelwand. Grands Jetés gelingen fast synchron. Noch ist nicht alles perfekt. Für heute jedoch endet die Probe. Yen Han und ihre Schüler klatschen sich gegenseitig zu. In einer Ecke wärmen sich bereits ein junger Mann und eine junge Frau für den Profi-Unterricht auf.

Yen Han, in Wolljacke, Schal und löchrigen Strümpfen gekleidet, tanzte mehr als 25 Jahre am Opernhaus Zürich, die meiste Zeit als erste Solistin, und ist inzwischen eine leidenschaftliche Mentorin des Ballett-Nachwuchses. 2012 gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann Matthias Zinser ihre erste Ballettschule in Witikon, die rasch internationales Ansehen erlangte. Viele ihrer Schülerinnen und Schüler fanden ihren Weg an renommierte Ballettschulen und Tanzkompanien in Europa, Russland und Amerika. Vor vier Jahren eröffnete das Paar eine zweite Schule in Küsnacht – kurz vor dem staatlich verordneten Lockdown zur Bekämpfung der Pandemie. Eine herausfordernde Zeit, die die Umsetzung ihrer Visionen aber nicht stoppen konnte. Heute bieten die Yen Han Ballet Productions am Standort Küsnacht eine umfassende Plattform für junge Tänzer und Künstler in den Bereichen Ballettproduktionen, Schule und Kompanie. «Ein Ort, an dem Tanzkunst gefördert wird und junge Talente die Chance erhalten, mit Choreografen zu arbeiten und aufzutreten», beschreibt Yen Han ihr Konzept. «Für angehende Profis ist dies unverzichtbar.»

Die vielseitigen Räumlichkeiten in Küsnacht ermöglichen es, einzelne Studios in Bühnen mit Zuschauerraum zu verwandeln, wie für die bevorstehende Aufführung des «Nussknackers». «Wenn die Schüler träumen, setzen wir alles daran, diesen Traum wahr werden zu lassen», verspricht Yen Han.

Tanzen nach einem langen Tag

Das Profi-Ballett-Programm richtet sich auch an Tänzerinnen und Tänzer, die bereits im Studium oder Berufsleben stehen. «Für viele bleibt der Tanz eine Passion, die sie nicht aufgeben möchten», erläutert Yen Han.

So treffen sich nach einem langen Tag an der Hochschule Yara Thöni und Henrik Meier zur Probe ihrer Hauptrollen als Clara und Prinz. Henrik, 18 Jahre alt und seit kurzem Informatikstudent an der ETH Zürich, tanzt seit seinem fünften Lebensjahr, wenn auch nicht ohne Unterbrechungen. «In der Grundschule wurde ich gehänselt, weil ich Ballett tanze», erinnert er sich an jene Zeit, als es ihm ähnlich wie Billy Elliot im gleichnamigen Film erging. Trotz Motivationsflauten und Rückschlägen fand er immer wieder zum Tanz zurück, machte enorme Fortschritte und tanzte Hauptrollen in «Giselle» und «Coppélia» in Kompanien in Hawaii und Malaysia. Heute gilt er als selbstbewusster und sensibler Künstler, der die Neugier seiner Kommilitonen weckt. Ein «Computernerd», der Spagatsprünge im Kreis tanzt und Ballerinas in die Lüfte hebt – eine faszinierende Kombination.

Die 21‑jährige Yara Thöni tanzt seit ihrem vierten Lebensjahr ohne Unterbrechung und strebte eine Profikarriere an. Als während der Pandemie die Tanzschulen und Bühnen schlossen, begann sie ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Zürich. «Mich hat das Thema zu meiner eigenen Überraschung richtig gepackt.» Es gebe nicht nur eine Option im Leben. So verfolgt sie momentan mit gleich grossem Enthusiasmus und Ehrgeiz sowohl die Rechtswissenschaften als auch ihre tänzerische Entwicklung.

Aus dem Lautsprecher erklingt die eindringliche Melodie des Pas de deux der ­Zuckerfee und des Prinzen im zweiten Akt – für viele der Höhepunkt des «Nussknackers». Yara, mit Tutu und Spitzenschuhen, dreht Pirouette um Pirouette, während Henrik ihr den nötigen Halt geben soll.

Brillanz und Ausdrucksstärke

Yen Han, scharf beobachtend, gibt sanft Anweisungen. Stützen, nicht stossen. Zieh deine Schultern nach unten. Lass die Bewegung aus den Fingerspitzen fliessen. Keep the magic! Die vielfach aus­gezeichnete Ballerina demonstriert ein paar Schritte in der Rolle, die sie am Opernhaus Zürich tanzte und die sie sowohl durch ihre technische Brillanz als auch durch ihre emotionale Ausdrucksstärke prägte.

Anschliessend tanzen die beiden Schüler ihre Soli. Henrik beeindruckt mit mehreren hohen Assemblés, Yara tanzt auf ihren Spitzenschuhen die Pas de bourrée en couru so leichtfüssig und elegant, als könnte sie sich der Schwerkraft entziehen und über der Erde schweben. «Not bad, not bad», kommentiert Yen Han trocken. Ist das als Lob oder als Tadel zu verstehen? «Wir reflektieren ständig, wo wir uns verbessern können und wie wir wachsen», erklärt sie. Denn Verbesserungen motivieren, und das Wichtigste ist, das Vertrauen in die eigene Bühnenpräsenz zu entwickeln. «Das erfordert Ehrlichkeit.»

Schliesslich ruft sie: «Noch einmal von vorne», und Henrik und Yara nehmen ihre Positionen erneut ein. Diesmal wirken beide gelöster, ihre Bewegungen fliessender. Yen bemerkt es, und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. «Ja, genau so», sagt sie anerkennend. «Lasst euch in die Musik fallen. Ihr seid nicht nur Tänzer – ihr seid auch Erzähler.»

Die Herausforderung ist gross – nicht nur die Schritte präzise zu tanzen, sondern die Essenz ihrer Charaktere einzufangen und das Publikum mit jeder Hebefigur und jedem Sprung in den Bann zu ziehen. Henrik und Yara wissen, dass Perfektion sich ihnen oft nur flüchtig zeigt. Doch die Probe hat sie Yens Ziel ein Stück näher gebracht: eine «Nussknacker»-Aufführung, die den Raum mit Magie füllt.

Aufführungen

Yen Han Ballet Productions präsentiert Tschaikowskys «Nussknacker» an folgenden Aufführungsdaten und -orten:

• Samstag, 23. November, 17 Uhr

• Sonntag, 24. November, 14 Uhr

• Freitag, 29. November, 19 Uhr

• Samstag, 30. November, 17 Uhr

• Sonntag, 1. Dezember, 14 Uhr

Ort: Yen Han Ballet Productions, Freihofstrasse 20, 8700 Küsnacht

Tickets erhältlich unter Website www.eventfrog.ch (Suchbegriff «Nussknacker Küsnacht»)

Weitere Informationen unter www.yenhan-ballet-productions.com