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«Wir kommen, wenn Hilfe benötigt wird»

Erstellt von Daniel J. Schüz |
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Das Coronavirus ist vor allem für ältere Menschen lebensbedrohlich: Wer über 65 Jahre alt ist, soll das Haus nicht verlassen. In Küsnacht bietet eine Gruppe von Freiwilligen Hilfe an.

Das Coronavirus ist vor allem für ältere Menschen lebensbedrohlich: Wer über 65 Jahre alt ist, soll das Haus nicht verlassen. In Küsnacht bietet eine Gruppe von Freiwilligen Hilfe an.

Milan Schnabel (im Foto rechts) ist selbst ein Corona- Opfer: Vor einer Woche hat der 39-jährige Hotelangestellte seinen Job verloren. Es kamen keine Gäste mehr, die Fünfsternherberge musste schliessen – und Schnabel stand auf der Strasse. Doch der Küsnachter Familienvater macht aus der Not eine Tugend. «Statt zu Hause herumzusitzen, wollte ich etwas Sinnvolles tun.» Im Internet wurde er auf das schweizweite Netzwerk «hilf-jetzt.ch» aufmerksam, das Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, mit jenen verbindet, die keiner Risikogruppe angehören und bereit sind, Hilfe anzubieten. Super Idee, fand Schnabel – und brachte spontan die lokale Gruppe «Küsnacht hilft» auf den Weg.
Zunächst begeisterte er Freunde und Kollegen für sein Projekt, dann verfasste er ein Flugblatt, das die Freiwilligen im Quartier verteilten: «Liebe Nachbarn, sollten Sie zur Risikogruppe gehören, helfen wir gerne beim Einkaufen von Lebensmitteln oder Medikamenten. »
Milan Schnabel nimmt die Corona- Bedrohung sehr ernst. Deshalb sind ihm zwei Tugenden besonders wichtig: «Verantwortung und Vertrauen. Als freiwillige Helfer können wir keine Haftung übernehmen, und wir wollen auch keine Entschädigung. Vor allem sollen sich nur Menschen melden, die betagt oder krank und wirklich auf Hilfe angewiesen sind.» Bereits nach zwei Tagen hatte er über dreissig Namen auf der Helferliste – und schon meldeten sich die ersten Hilfsbedürftigen auf seiner Handynummer. Diese ist unterdessen durch einen QR-Code ersetzt worden. «So können wir effizient die hilfswilligen mit hilfebedürftigen Menschen verbinden.» Wer den Code mit dem Smartphone scannt oder über www.tinyurl.com/v5yk5r5 der WhatsApp-Gruppe «Küsnacht hilft» beitritt, kann sich als Helfer eintragen. «Wir wollen jedes Risiko vermeiden», betont Schnabel. «Jedem Helfer wird nur eine hilfesuchende Person zugeteilt; beide bleiben auch für künftige Aufträge verbunden.»
Deshalb ist er darauf angewiesen, dass sich möglichst viele Freiwillige melden: «Liebe junge, gesunde Küsnachter », appelliert Schnabel. «Bitte tragt euch ein; wir brauchen eure Hilfsbereitschaft.»
Die Einkäufe erfolgen strikt bargeldlos über Twint oder mit Banküberweisung. Es sei auch schon vorgekommen, sagt Schnabel, dass für einen Arzttermin Chauffeurdienste beansprucht wurden. «Im Auto sind die Hygieneregeln besonders wichtig; da gilt sogar Mundschutz- und Handschuhpflicht. »