Kürzlich wurde die Burg Wulp vom Küsnachter Zivilschutz renoviert. Ein Bericht von den Arbeiten vor Ort.
Küsnachter Tobel, an einem Vormittag: Keuchend und schwitzend schleppen Männer in olive-oranger Arbeitskluft schwere Steine aus dem Bachbett über den steilen Hang zur Wulp hinauf.
Vor ungefähr tausend Jahren muss die Burg mit dem seltsamen Namen – Wulp bezeichnet die Felsnase, auf der sie steht – erbaut worden sein. Im Zuge mittelalterlicher Kriegswirren soll sie belagert, zerstört und dem Erdboden gleichgemacht worden sein. Bis vor genau hundert Jahren der Küsnachter Verschönerungsverein die überwachsenen Mauern wieder freilegte. Die Ruine Wulp wurde zum Geheimtipp für Ausflügler. Aber es kamen auch Vandalen, die mutwillig Steine aus dem alten Gemäuer brachen.
Deshalb hat der Küsnachter Zivilschutz in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz ein Detachement des Kulturgüterschutzes aufgeboten. Und so rückten – unter dem Kommando von Feldweibel Hansueli Hadorn, ausgerüstet mit Spachtel, Pickel, Schaufel und Eimer voller Mörtel – fünf Zivis im Küsnachter Tobel ein. Auftrag: Renovation der ruinierten Ruine.
Fachkundig angeleitet wird das Quintett von zwei Zivilschutz-Offizieren, die nicht nur ihrer äusserlichen Ähnlichkeit wegen Zwillinge sein könnten: Manuel Zürcher und Simon Hardmeier – beide 36 Jahre alt, beide Archäologen, die in Zürich wohnen und bei der Stadtarchäologie angestellt sind. Jetzt suchen sie unter den Steinen, die aus dem Bach angeschleppt wurden, jene aus, die passgenau in die Lücken und Löcher der alten Mauern eingefügt werden können. Auf die Frage, ob da nicht die historische Substanz mit fremdem Baumaterial verfälscht wird, schütteln sie den Kopf. «Wieso auch», fragt Hardmeier. «Schliesslich sind diese Steine so alt wie jene, die vor tausend Jahren da eingemauert worden sind.» Und Zürcher ergänzt: «Ausserdem stammen sie aus demselben natürlichen Umfeld wie die Original-Mauersteine.»
Mittagspause – Zeit für den «Tomahawk», ein kiloschweres Rindssteak, das seit geraumer Zeit über dem improvisierten Grill schmort. «Wir haben die 15 Franken, die uns als Verpflegungsentschädigung zustehen, zusammengelegt», sagt Simon Oppliger, während er das Fleisch vom Feuer nimmt und in Scheiben schneidet. «Jetzt teilen wir brüderlich!» Alle – ausser die «Zwillinge». Simon Hardmeier und Manuel Zürcher packen ihre Käsebrote aus: Die Archäologen sind Vegetarier.